Abmagerung/ Kachexie

Definition

• starke, pathologische Abmagerung mit vollständigem Verlust des Speicherfetts
• fortschreitender Verlust von Muskel- und Organgewebe

Symptome

• der Python zeigt einen abgemagerten, knöchernen Körperbau
• im fortgeschrittenen Stadium wird die Wirbelsäule sichtbar
• die Haut hängt schlaff am Körper herad
• eingesunkene Augenhöhlen
• reduzierte oder keine Nahrungsaufnahme
• reduzierte oder keine Kotausscheidung
• erhöhte Trinkmenge
• Gewichtsverlust
• Dehydratation (trockene Haut, welche wenn man eine Falte abhebt für längere Zeit stehen bleibt, Hautfalte an den Flanken und im Nacken)
• eingefallener Bauch
• blasse Haut und Schleimhaut
• Schwäche und Lethargie
• Immunschwäche
• evtl. Hautinfektionen
• Blutungen
• Knochenaufweichung (Osteoporose) & evtl. Knochendeformitäten

Komplikationen

• Dehydratation
• Niereninsuffizienz und Nierenversagen
• Ileus/ Darmverschluss
• Herzinsuffizienz
• Schock

Ursachen

Häufige Ursachen:

• kühle, nicht-artgerechte Haltungsbedingungen
• Mangelernährung (zu wenig, zu geringe Menge/Futtertiergröße, falsche Futternager)
• Dehydratation (Flüssigkeitsmangel (akut oder chronisch), Flüssigkeitsverlust aufgrund von Primärerkrankung (z. B. Diarrhoe oder andauerndes Erbrechen), zu trockene Haltungsbedingungen
• Erschöpfungs- und/ oder Stress-Syndrom (z. B. durch Gruppenhaltung, andauernden Komment-Kämpfen unter Männchen, fehlende Versteckmöglichkeiten, Ortswechsel & Transport)
• chronische Erkrankungen
• substituierende Erkrankungen
• chronische Obstipation/ Verstopfung, Darmblockaden, Darmprolaps, Ileus, Parasitenbefall

Gelegentlich auftretende Ursachen:

• Parasitenbefall, v. a. Band-, Spul- & Hakenwürmer. Bei Wurmbefall zeigt sich eine Kachexie - also Abmagerung - trotz guter Nahrungsaufnahme!
• Verletzungen, Degeneration oder Infektion im Maul- und Mundhöhlenbereich wie z. B. Maulfäule oder Pharyngitis
• chronische Stoffwechselerkrankung (v. a. Endgleisungen des Kalziumhaushaltes)
• zu warme, trockene Haltungsbedingungen ohne Temperaturgefälle
• Legenot
• Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wie z. B.  Gastroenteritis, Lebererkrankungen, Pankreatitis oder Gallenwegserkrankungen
• fortgeschrittenes und fortschreitendes Organversagen, z. B. Lungeninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Leberzirrhose
• postoperativ
• Medikamentengabe (v. a. Eisenpräparate und Kalziumantagonisten)
• Hyperthyreose (Abmagerung trotz guter Nahrungsaufnahme)
• Diabetes mellitus (Abmagerung trotz guter Nahrungsaufnahme)
• Neoplasien (Abmagerung trotz guter Nahrungsaufnahme)

Therapie

Eliminieren der Belastungsfaktoren

1. Ausschluss natürlicher Ursachen

• Winter- und Sommerruhezeiten
• Fortpflanzungsphasen

2. Optimierung der Flüssigkeitszufuhr

• meist beginnt ein jeder Gewichtsverlust durch Flüssigkeitsverlust. Daher sollte stets einer der ersten Maßnahmen bei Gewichtsverlust die optimierung der Flüssigkeitsaufnahme darstellen(tgl.frischesWasser, ggf. Flüssigkeit mit Hilfe einer Spritze (ohne Kanüle) oral verabreichen. So beugst du einmal einer Dehydratation und weiter einem Darmverschluss durch Eindicken des Kotsvor
• Pythons lassen sich oft gut zum trinken animieren indem du sie mit Wasser besprühst
• regelmäßige, tgl. handwarme Bäder - evtl. in Elektrolyt-Lsg. - beugen Flüssigkeitsverlust bei mangelndem Trinkverhalten vor. Der Python nimmt so Flüssigkeit über Haut und Kloake auf
• bei starker Austrocknung muss oral Flüssigkeit mit Hilfe einer Spritze (ohne Kanüle) gegeben werden. Idealerweise mit Zugabe von physiologischer Kochsalz-Lsg. (z. B.Ringerlösung,NaCl-Lsg.,Elotrans, Isostar o. Ä.)
• bei Bedarf kann der Flüssigkeitslösung auch 3%-ige Glukose zugesetzt werden um den Blutzuckerspiegel, also die Kalorienzufuhr, aufrecht zu erhalten
• optimiere die Temperatur und Bodentemperatur
• erhöhe die Luftfeuchtigkeit

3. Optimierung des Klimas

Das Klima verursacht reflektorische Verhaltensmuster beim Python. Als Beispiel lassen sich hier ideal die Wechsel zwischen Sommer- und Winterruhezeit benennen. Diese sind evolutionäre - alsorudimentäre - Überbleibsel und sollen dem Python unter schlechten saisonalen Lebensbedingungen das Überleben sichern. Kühle und dunkle Haltungsbedingungen können deshalb bei den Tieren Verhalten fürdie Winterruhephase initialisieren. Umgekehrt führen sehr trockene, warme, helle Haltungsbedingungen ohne eine Nachtabsenkung der Temperatur evtl. zum Verhalten wie in denSommerrihephasen führt.Beides hat eine Reduktion von Nahrungsaufnahme, ein sich Zuruckziehen und ein Einstellen der Aktivität zur Folge

4. Optimierung der Wärmebedingungen

Die Nahrungsaufnahme und -verdauung hängt beim Königspython elementar von den Wärmebarometern ab. Niedrige Haltungstemperaturen haben eine Reduktion des Stoffwechsels und damit eine Reduktion der Nahrungsaufnahme bei den Tieren zur Folge. Kälte kann unter Umständen sogar die Verdauung von frisch verzehrter Nahrung im Mage-Darm-Trakt hemmen. Diese verwest dort und führt in kurzer Zeit zu ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden.
Auch zu hohe Temperaturen, vor allem wenn die Tiere keinem Temperaturgefälle ausgesetzt sind (Tag-Nacht-Absenkung) und somit keine natürliche Temperaturregulation vornehmen können führen zum Einsetzen der Sommerruhephase, also zum Einstellen von Nahrungsaufnahme und Inaktivität.

• Temperaturoptimierumg
• Schaffung von Temperaturgefällen (Tag-Nacht-Absenkung, Temperaturzonen)
• schaffe Bodewärme

5. Nahrung optimieren

Sowohl die Futternager (Art und Größe) als auch das „Fütterungsritual“ (lebende Futternager, Jagdverhalten usw.) wird von Königspythons oft schnell und konsequent adaptiert und führt zu einer Festlegung auf diese. Den Tieren fallen Umstellungen in diesem Bereich oft sehr schwer und führen häufig zu Futterverweigerung. 

• bei vielen Königspythons ist das „Jagen“, also das „Schlagen“ sich bewegender Futtertiere elementar. Vor allem Jungtiere tendieren dazu Futternager nur lebend zu fressen.
• Königspythons sind oft „Futterspezialisten“, d. h. sie sind auf eine bestimmte Art von Futtertieren festgelegt. Werden andere Futternager angeboten führt dies nicht selten zur Nahrungsverweigerung
• weigert sich ein Tier beharrlich zu Fressen kann auch die abgelegte Haut eines anderen Pythons 1-2 Tage vor der Fütterung zu dem nicht-fressenden Tier ins Terrarium gelegt werden. Dies fördert das Revierverhalten und den „Futterneid“ und kann so die Nahrungsaufnahme fördern
• die ideale Optimierung von Nahrung ist ein artgerechtes, Qualutativ hochwertiges Angebot an ebenso gesunden und artgerecht gehaltenen Futternagern („du bist was du isst“)

6. Reduktion von Stressfaktoren

Stress zählt zu den häufigsten Ursachen der Nahrungsverweigerung. Dabei spielen kurzfristige Stressfaktoren (Transport, Ortswechsel usw.) meist die kleinere Rolle. Entscheidender sind länger andauernde Stressfaktoren wie z. B. Gruppenhaltung, evtl. mit Komment-Kämpfen, falsche Haltungsbedingungen (zu kleine/ zu große Terrarien/ Racks, falsche Temperaturbarometer, falsche Luftfeuchtigkeit usw.).

• Einzelhaltung
• Ruhephasen
• ideale Temperatur- & Luftfeuchtigkeitsbarometet
• regelmäßiges Füttern, kein „Aushungern“
• konstant frisches Trinkwasser

7. Behandlung evtl. Grunderkrankungen

Treten zusätzlich Krankheitssymptome auf ist von einer anderen Primärerkrankung auszugehen, welche die Kachexie bedingt. Diese muss umgehend behandelt werden.

Pro & Kontra Zwangsfütterung

Vor einer Zwangsfütterung sollten immer die Haltungsbarometer überprüft und ggf optimiert werden sowie eine frühzeitige Flüssigkeitszufuhr sichergestellt sein.

• Zucker wirkt als Appetitbeschleuniger und wirkt stimmulierend auf den Organismus. Er kann vorab durch das Trinkwasser zugeführt werden. Die Herstellung und Dosierung einer Glukose-Lsg. lautet wie folgt: Wasser mit 2,5-5% Traubenzucker versetzen und auflösen lassen. Maximal dürfen 10ml/ kg Körpergewicht verabreicht werden. Nach 24 Std. kann eine weitere Gabe in selber Menge erfolgen. 
• Zur Zwangsfütterung sollten immer Pinkys, also Babymäusd, verwendet werden. Diese bergen ein geringeres Verletzungsrisiko bei der Zwangsfütterung in sich.
• Zwangsfütterungen ohne unklare Diagnose bzgl. der Grunderkrankung/ en bergen ein gewisses Risiko in sich. So kann sie z. B. beim vorliegen eines Ileus/ Darmverschluss zum Tode führen
• trotz der Risiken sollte bei Jungtieren, kleinen und schwachen Tieren oder bei fortgeschrittener Kachexie so früh wie möglich - auch wenn noch keine klare Diagnose bzgl. der Primärerkrankung vorliegt - begonnen werden
• ungeübte Halter sollten eine Zwangsfütterung durch erfahrene Hilfe durchführen lassen oder sich eine direkte Anleitung dazu organisieren
• eine Zwangsfütterung ist immer die letzte Option wenn alle anderen o. g. Maßnahmen erfolglos geblieben sind und das Tier Schwäche und massiven Gewichtsverlust zeigt
• nach langem Fasten ist die Darmflora schwach und reduziert und muss aufgebaut werden (z. B. Bierhefe oder Bene-Bac Bitd)
• eine Zwangsfütterung wird bis zur Wiederaufnahme des eigenständigen Fressens fortgesetzt

Verweis

siehe hierzu auch Kapitel „Nahrungsverweigerung“.