Erkrankungen der Atemwege

Eine Lungenentzündung ist eine - meist bakterielle - Infektion der Atemwege, welche sich häufig aus einer primär viralen Bronchitis entwickelt. Bei Schlangen stellt sie eine häufig auftretende und ernsthaft bedrohliche Erkrankung dar. Aufgrund der Anatomie des Lungengewebes einer Schlange, welches nur über rudimentär ausgebildetes Flimmerepithel verfügt und den fehlenden Hustenreflex - Schlangen haben kein Zwerchfell - kann eine Schlange bei respiratorischen Infekten kaum zur „Selbstreinigung“ der Atemwege und Lunge beitragen. Lediglich durch das Hochhalten des Kopfes und eine schnellere Atemfrequenz kann sie den Sekretabfluss etwas positiv beeinflussen.
Eine Lungenentzündung beim Königspython lässt sich demnach oft schon an der Kopfhaltung des Tieres erkennen. Zudem kommen deutliche, rasselnd bzw. brodelnde Atemgeräusche und schleimiger Schaum imund um das Maul des Tieres. Mit fortschreitender Erkrankung wird das Tier außerdem zunehmend letargisch und schwach. Daraufhin stellt das Tier auch das Fressen ein.
Eine möglichst frühe Diagnose und zeitnah einsetzende adäquate Behandlung trägt maßgeblich zum weiteren Krankheitsverlauf und Behandlungserfolg bei.

Symptome der Bronchitis/ Pneumonie

• Kopfhaltung: meist ist der Kopf und Hals gerade und in einem steilen Winkel nach oben hin gestreckt um den Sekretabfluss aus den Atemwegen günstig zu beeinflussen.

• rasselnde/ brodelnde Atemgeräusche & Hypersekretion: aufgrund der Bakterienbesiedelung des Lungen- und Atemwegsgewebes produziert das dort befindlicheEpithelmehrSekret,welchesdieAtemwege verlagert, die Atmung beeinträchtigt und durch die Reibung mit der Atemluft aufschäumt. Da eine Schlange keinen Hustenreiz besitzt kann sie den Schleimnichtabhustenundauswerfen. Der sich vermehrende und in derLunge ablagernde Schleim bildet die Grundlage für weitere bakterielle Ansammlungen und deren rasante Vermehrung und bahnt soeinerbakteriellenSuperinfektionden Weg.

• beschleunigte Atemfrequenz und -bewegung um den Sauerstoffmangel auszugleichen

• geschwollene Kehlregion (bei schwerer Erkrankung)

Begleitend können weitere auftreten:

• blasse bzw. bläuliche Schleimhäute

• Bewegungsunlust und teils sogar Lethargie

• langes Verweilen an warmen Stellen

• gerötete Augen, Nasenöffnungen und Rachen. Häufig mit Verkrustungen.

• das meist gelbliche Sekret zeigt oft Blutbeimengungen

• Nahrungsverweigerung und Abmagerung


Ursachen von Atemwegserkrankungen

Als Ursache für eine Atemwegsinfektion sind in der Regel Viren - Paramyxo-Virus bzw. Reo-Virus - zu nennen. In weiterer Folge kommt es meist zu einer bakteriellen Sekundärinfektion. DieserProzesswird vor allem durch kühle Luftzüge, kalte Temperaturen, Durchnässung generell und zu niedrige Luftfeuchtigkeit begünstigt. Aber auch Stress, Vorerkrankungen, Mangelernährung und parasitärerBefall begünstigen - aufgrund der ihr inneliegenden Immunsuppression - respiratorische Infektionen. Seltener können auch innere Verletzungen ( z. B. durch Stürze aus großer Höhe oder Quetschungen), Übergewicht, Kachexie, Rachitis, Herz-Kreislaufschwäche, Lungen- und Zungenwürmer, Fremdkörper im Rachenbereich.

Behandlung einer Bronchitis/ Pneumonie

Bronchitiden und beginnende Pneumonien, welche sich frühzeitig oft nur in einem Lungenlappen manifestiert (sogenannte Lobärpneumonie) oder welche noch eine relativ niedrige Bakterienbesiedelungaufweisen können - mit etwas Glück noch unter milder Therapie abklingen. Bei Pythons - wie bei den meisten Tieren - zeigen Phytopharmaka oft eine gute Wirkung. Außerdem sollte versucht werden den oft zähen Schleim möglichst zu verflüssigen, dies wird allgemein als Sekretolyse bezeichnet. Der verflüssigte Schleim kann besser abfliesen, einer weiteren bakteriellen Ausbreitung wird die Grundlage entzogen und das erkrankte Tier kann besser Atmen. Dadurch steigt die Sauerstoffsättigung im Blut des Tieres was die Immunabwehr stärkt und die Gefahr von Thrombenbildung und Embolie reduziert.
Eine Pneumonie sollte, auch noch 2-3 Wochen nach dem Abheilen mittels Inhalation behandelt werden.

Inhalationstherapie zur Sekretolyse

Dazu eignet sich z. B. Das erkrankte Tier sollte möglichst in eine kleine Box mit Abzugsöffnung gesetzt werden. Dort wird es mittels eines Verneblers benebelt. Hierfür eignetsichKochsalzlösung(NaCl-Lsg 0,9%) oder auch Mucoclear 3%, Emser-Salz, Meersalzlösungen, welches Mittels eines Verneblers in das Terrarium/ Rack des Tieres appliziert wird. Essolltetäglich 3-5x für 10-15 Minuten angewendet werden.
Allgemein sollte im Rack/ Terrarium die Luftfeuchtigkeit deutlich erhöht werden.

Fiebertherapie

Fieber ist eine physiologische Reaktion des Organismus auf Infektionen. Vor allem Bakterien aber auch Viren tolerieren Temperaturen ab 38 Grad nur schwer und sterben. Der physiologische Fieberprozess ist bei Reptilien nicht vorhanden. Er kann jedoch auch künstlich von außen herbeigeführt werden. Dies wird als Fiebertherapie bezeichnet. Dazu kann im Rack bzw. im Terrarium die Temperatur auf 40 Grad erhöht werden. Wichtig ist,dass unbedingt darauf geachtet wird, dass 40 Grad nicht überstiegen werden! Bei einer Vermehrung von Erregern (Viren, Bakterien) im Reptil entwickeln dieses ein erhöhtes Wärmebedürfnis, sie suchen selbstständig die Bereiche mit erhöhten Temperaturen auf.
Hier sei noch ergänzend erwähnt, dass Bakterien sich bei 27-30 Grad ideal vermehren. Jedoch schon bei 37 Grad stellen sie ihre Vermehrung ein und ab 38 Grad sterben sie durch Zerfall ihrer Hüllen.

Behandlung mit Acetylstein

Zur Sekretlösung innerhalb der Bronchien und Lungen kann Acetylstein verabreicht werden. Dies kann oral mittels einer Spritze (ohne Kanüle!) verabreicht oder dem Trinkwasser zugesetzt werden. Die Dosierung beträgt 10mg/ Kg Körpergewicht.

Phytotherapie

Weiter kann auf adäquate phytotherapeutische Mittel mit antibiotischer Wirkung zurückgegriffen werden. Ein Beispiel wäre hier die Gabe von Pestwurzpräparaten(z.B. Petasitescomp. Ampulle, WALA)mittels s. c. Injektion 1x tgl. 1 Amp. oder Petasites hybridus. 
Auch Spitzwegerichpräparate (Plantago lanceolata) eignen sich gut wegen ihrer antibiotischen und antimikrobiellen Wirkung gut.

Begleitende Maßnahmen

• keine Gabe von ätherischen Ölen! Auf keinen Fall Teebaumöl!
• die Schlange kopfüber nach unten halten und vorsichtig das Sekret hinaus massieren
• Unbedingte Quarantäne um eine Ansteckung anderer Tiere zu vermeiden!
• gute Belüftung, gute Sauerstoffzufuhr aber ohne Luftzug zu verursachen
• Schlangen sind carnivor, also Fleischfresser, eine Gabe von Vitamin A, C und D ist indiziert
• staubarmes Substrat verwenden

Komplikationen

• Lungenentzündung/ Pneumonie
• Lungenödem
• Lungenemphysem
• Lungenabszess
• Sepsis
• septischer Schock
• Herzbelastung, Herzinsuffizienz, Herzversagen