Nahrungsverweigerung

Symptome

• reduzierte oder vollständige Verweigerung der Nahrungsaufnahme
• reduzierte oder vollständig fehlende Kotabgabe
• erhöhtes Trinkbedürfnis

begleitende Dehydratation: 
• eingefallene Augen in die Augenhöhle
• trockene Haut mit Falte im Nacken und den Flanken, diese bleibt bei leichtem Zug mit den Fingerspitzen bleibt die Falte für ~ 20-30 Sek. stehen

begleiende Kachexie/Abmagerung:
• ausgemerkelter & knochiger Körper
• sichtbare Wirbelsäule im fortgeschrittenen Stadium
• schlaffe, hängende Haut
• eingesunkene, tief liegende Augenhöhle

physiologische Ursachen

• vor und während der Eiablage
• während der Fortpflanzungsphase
• kurz vor der Häutung
• Winter- & Sommerruhezeit
• altersbedingte Nahrungsreduktion unf folglich Abmagerung

Haltungs- bzw. durch Krankheit initialisierte Ursachen

häufige Ursachen:

• zu kühle Haltungsbedingungen und/oder zu geringe oder fehlende Bodenwärme
• ungeeignete, zu kleine oder qualitativ minderwertige Futternager (z. B. Farbmäuse, diese sind keine geeignete Futterquelle für adulte Königspython, auch nicht wenn mehrere FarbmäusejeMahlzeitverfüttert werden da die Nährstoffbilanz einer Farbmaus nicht zur Deckung des Nährstoffbedarfs eines adulten Pythons ausreicht)
• Flüssigkeitsverlust, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, chronischer Flüssigkeitsmangel, zu trockene Haltungsbedingungen
• Stressbelastung, v. a. chrinischer Stress
• Obstipation/ Verstopfungen

Gelegentliche Ursachen:

• vorübergehende Nahrungsverweigerung aufgrund von Nahrungsumstellung, Überfütterung & unbeliebten Futternagerangebot
• Dysbiose/ Darmirritation z. B. durch zu kaltes bzw. nicht vollständig aufgetautes Frostfutter. Hier zeigt sich breiiger Kot als Begleitsymptom
• trockene, zu warme Haltungsbarometer ohne Temperaturgefälle
• fehlende Nachtabsenkung der Temperatur
• mangelndes Tageslicht (bei Königspythons nur bedingt relevant)
• akute oder chrinische Infektionskrankheiten
• Verletzungen, Infektionen oder degenerative Prozesse des Maules und/ oder der Mundhöhle, z. B. Stomatitis, Parodontitis, Zahnerkrankungen, Fremdkörper, Kieferfehlbildungen
• Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (Gastroeneteritis, Leber- & Gallenwegserkrankungen, Pankreatitis)
• Ileus, z. B. durch eingedickten Kot, Parasiten oder Fremdkörper
• Verletzungen der Kloake, Kloakenprolaps
• chronische Stoffwechselkrankheiten wie z. B. Rachitis oder Vitamin-A-Mangel
• Legenot
• fortgeschrittenes Organversagen, z. B. Lungen- & Herzinsuffizienz, Leberzirrhose
• postoperativ
• Medikamente, hier vor allem Eisenpräparate, Kalziumantagonisten

Komplikationen

• Dehydratation
• Nierenerkrankung, Niereninsuffizienz, Nierenversagen
• Lebererkrankungen
• Darmverschluss/ Ileus
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Störungen des Stoffwechsels
• Schock

Therapie

1. Ausschluß physiologischer Faktoren

• Winter-/ Sommerruhephase
• nicht-artgerechte Haltungstemperatur
• Fortpflanzungsphase
• vor und innerhalb der Eiablage
• vor der Häutung

Physiologische Nahrungsverweigerung bedarf keiner Behandlung.

2. Flüssigkeitsversorgung optimieren

Da eine Nahrungsverweigerung in aller Regel mit einer Dehydratation einhergeht sollte in solchen Fällen die erste Maßnahme - egal welche Ursache die Nahrungsverweigerung letztendlich hat - die Optimierung der Trinkwasserversorgung sein. 
Ein akuter oder auch chronischer Flüssigkeitsmangel führt zur Eindickung des Kots und somit zur Obstipation (Verstopfung), welche wiederum der Grund für Nahrungsverweigerung sein kann.
Eine Nahrungsverweigerung führt außerdem zum Anstieg toxischer Substanzen im Blut - dies führt mittel- und langfristig zum Endgleisen des Stoffwechsels und zu Nierenschäden/ -insuffizienz/ -versagen.

3. Check der klimatischen Bedingungen

die Nahrungsaufnahme bei Königspythons wird zu großen Teilen von den Haltungstemperaturen beeinflusst. Meist sind zu kühle Haltungstemperaturen der Grund für die Haltungsbedingungen. Sowohl dieBereitschaft zur Jagd und dem Schlagen der Beute wie auch der Verdauungsprozess im Anschluss ist elementar von der Haltungstemperatur abhängig. Vor allem die Temperatur am Boden ist hierfür vonbesonderer Bedeutung.
Aber auch sehr hohe Temperaturen, vor allem wenn kein Tag-Nacht-Gefälle vorhanden ist - führt zum Einstellen der Nahrungsaufnahme.
Sowohl zu warme wie auch zu kalte Haltungstemperaturen initialisieren beim Königspython bestimmte Verhaltensmuster (Sommer-/ Winterruhe), welche ein Einstellen der Nahrungsaufnahme zur Folge habenkönnen.

• überprüfe alle Klimabarometer auf Artgerechtigkeit, ggf. sind diese zu optimieren
• optimiere die Bodenwärme - idealerweise mittels einer Heizmatte, diese sollte aber nur einen Teil der Bodenfläche versorgen
• schaffe ein Tag-Nacht-Klimagefälle, idealerweise sollte die Tagestemperatur bei 28-30 Grad liegen und in der nacht um 3-5 Grad absinken

4. Futteroptimierung

• Beachte hierbei, dass Königspythons oft Futterspezialisten sind. D. h., dass sie sich u. U. auf eine bestimmte Futternagerart, -größe aber auch Futtertituale festlegen und nur sehr schwer, teilssogar garnicht davon abweichen
• bei Überfütterung kommt es ebenfalls oft zu einer Nahrungsverweigerung über Tage und Wochen
• generell ist auch zu beachten, dass Pythons „Jäger“ sind. Dies entspricht ihrem natürlichen Verhalten. Meist wird deshalb Lebendfutter deutlich besser angenommen als Frostfutter

5. Stressfaktoren beseitigen

• Stress, egal ob spontan, also akut oder auch chronisch, also über längere Zeit, führt fast immer zur Nahrungsverweigerung und muss deshalb umgehend reduziert werden
• wichtig ist hier nochmals darauf hinzuweisen, dass Königspythons Einzelgänger sind. Eine Paar- oder Gruppenvergesellschaftung führt immer zu Stress und meist in Folge zur Nahrungsverweigerung

6. Mögliche Grunderkrankungen behandeln

Sollte sich die Nahrungsverweigerung nicht physiologisch erklären lassen und andauern muss auch an eine (okkulte) Grunderkrankung gedacht werden. Diese muss diagnostiziert und wenn möglich zügig behandelt werden.

7. letzter Fütterungsversuch

• Glukose, slso Zucker stimmuliert den Hunger. Am besten gibt man etwas Traubenzucker (Glukoselösung mit 2,5-5%) in das Trinkwasser des Tieres. Die Maximaldosis von 10ml/kg Körpergewicht je 24 Std.sollte dabei jedoch nicht überschritten werden
• Idealerweise machst du dir den instinktiven Jagdinstinkt des Python zu nutzen und verwendest einen lebenden Futternager. Die Bewegungen, der Geruch sowie die Temperatur des Futternagers erhöhen dieWahrscheinlichkeit, dass der Python das Futter annimmt
• 24 Std. vor dem „letzten Fütterungsversuch“ sollte die Temperatur auf 30-32 Grad erhöht werden. Wärme, vor allem Bodenwärme, stimmuliert das Verdauungssystem und damit den Hunger des Pythons
• lege die abgeworfene Haut eines Artgenossen in das Terrarium/ Rack. Dies weckt den „Futterneid“ an und erhöht die Chance der Nahrungsaufnahme
• verwende einen kleineren Futternager als gewöhnlich. Auch die ls erhöht die Chance der Futteraufnahme

8. Zwangsfütterung

• Zur Zwangsfütterung sollten immer Pinkys, also Babymäusd, verwendet werden. Diese bergen ein geringeres Verletzungsrisiko bei der Zwangsfütterung in sich.
• Zwangsfütterungen ohne unklare Diagnose bzgl. der Grunderkrankung/ en bergen ein gewisses Risiko in sich. So kann sie z. B. beim vorliegen eines Ileus/ Darmverschluss zum Tode führen
• trotz der Risiken sollte bei Jungtieren, kleinen und schwachen Tieren oder bei fortgeschrittener Kachexie so früh wie möglich - auch wenn noch keine klare Diagnose bzgl. der Primärerkrankungvorliegt - begonnen werden
• ungeübte Halter sollten eine Zwangsfütterung durch erfahrene Hilfe durchführen lassen oder sich eine direkte Anleitung dazu organisieren
• eine Zwangsfütterung ist immer die letzte Option wenn alle anderen o. g. Maßnahmen erfolglos geblieben sind und das Tier Schwäche und massiven Gewichtsverlust zeigt
• nach langem Fasten ist die Darmflora schwach und reduziert und muss aufgebaut werden (z. B. Bierhefe oder Bene-Bac Bitd)
• eine Zwangsfütterung wird bis zur Wiederaufnahme des eigenständigen Fressens fortgesetzt

Praktische Durchführung der Zwangsfütterung

• bei der Zwangsfütterung von Königspythons ist auf geeigneten Schutz zu achten um evtl. Bissverletzungen abzufangen
• das Tier sollte schnell und sicher fixiert werden um die Stressbelastung möglichst gering zu halten
• der Python wird in einen Baumwollsack gesteckt so dass und lediglich der Kopf des Tieres rausschaut
• evtl. öffnet der Python schon jetzt selbstständig sein Maul weil er sich bedroht fühlt. Wenn das Maul weiterhin geschlossen ist kann es durch leichten Zug an der Haut des Unterkiefers geöffnetunddann die Spritze (ohne Kanüle aber evtl. mit geeignetem Aufsatz) oder das Futtertier (Pinky) eingeführt werden
• Der Futternager sollte vor der Zwangsfütterung für einige Stunden in warmem Wasser befeuchtet und eingeweicht werden damit er besser geschluckt werden kann
• im Anschluss muss Flüssigkeit mittels einer Spritze (ohne Kanüle) nachgespült werden. Dies sollte gleich genutzt werden um evtl. notwenige Medikamente mit zu verabreichen
• die Zwangsfütterung muss solange weitergeführt werden bis das Tier wieder selbstständig frisst
• am Tag der 1. Zwangsfütterung sollte bei der anschließenden Flüssigkeitgabe mittels Spritze (ohne Kanüle) Bierhefe oder Bene Bac mit verabreicht werden um die reduzierte Darmflora zu unterstützen. Dies kann im weiteren Verlauf wiederholt werden

Verweis

siehe hierzu auch Kapitel „Abmagerung/ Kachexie“.